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Mai 22

2. Tag der Ausbildung zum “zertifizierten Fachberater für Selbstversorgung aus der Natur”

Dieser Beitrag wurde für iknews.de erstellt.

Der zweite Seminartag des Kurses von Dr. Markus Strauß fand am 7. Mai 2012 wieder auf dem Kohlhof in Heidelberg statt. „Frühlingskräuter und Blüten-Teil I“ stand diesmal auf dem Tagesprogramm. Hierbei wurden Bärlauch, Löwenzahn, Brennnessel, Buchenlaub und Giersch im theoretischen Teil vertieft behandelt. Außerdem führte die gelernte Apothekerin Ursula Gieringer den Teilnehmern die Herstellung eines Brennnessel-Haarwassers und eines Haaröls aus Birke, Brennnessel und Rosmarin vor. Später gab es ein reichhaltiges Menü aus den zuvor von den Teilnehmern gesammelten Wildpflanzen. Zunächst aßen wir eine Brennnessel-Suppe, danach einen Löwenzahn-Kartoffelsalat und einen Wildpflanzensalat aus über 20 Zutaten, dazu wurde selbstgemachter Bärlauchaufstrich und Brot gereicht. Den Abschluss bildete ein Smoothie aus Äpfeln, Banane und frischer Brennnessel. Einfach köstlich!

Bevor die restlichen Seminarteilnehmer anreisten, erklärte Dr. Markus Strauß uns an den jeweiligen Wuchsstandorten kompakt einige Erkennungsmerkmale und Vorzüge des Buchenlaubs, der Brennnessel und der Sommerlinde.

Wie im ersten Teil dieser Serie bereits beschrieben, ist der fein nussige Geschmack der jungen Sommerlindenblätter nur zu empfehlen. Die jungen, weichen Blätter können entweder roh als Salat oder auch als gekochtes Gemüse, mit einer kurzen Garzeit von ca. fünf Minuten, zubereitet werden.

Mitte Juni bis Ende Juli können dann die Lindenblüten für den berühmten, wirkstoffreichen Lindenblütentee oder für ein Blütenbad, das gegen Nervosität und Stress helfen soll, zum Trocknen gesammelt werden. Aus den frischen Blüten kann auch Limonade hergestellt werden oder man wartet bis zum September, um aus den kleinen Lindennüssen ein Speiseöl selbst zu pressen. Hierzu werden ca. 6-8 kg der Lindennüsse für einen Liter Öl und eine Ölpresse benötigt. Leichter ist es, früher im Jahr, die noch grünen Lindennüsse zu sammeln und als Kapern in Essigwasser zu konservieren. Dazu den Essig mit den kleinen Nüssen und etwas Salz und Zucker kurz aufkochen und in sterile Gläser abfüllen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Lindenüsschen von der Flüssigkeit bedeckt werden. Die Gläser anschließend kühl und dunkel lagern.

Natürlich durfte hier auch die Brennnessel als „Königin des Wildgemüses“ nicht fehlen. Sie hat in den letzten Jahren im Rahmen des „Brennnesselkriegs“ in Frankreich in ihrer Funktion als hervorragendes Pflanzendüngemittel vor allem im Internet traurige Berühmtheit erlangt. Im Jahre 2006 wurde hier ein Gesetz erlassen, welches sowohl die Anwendung von selbst hergestellter Brennnesseljauche unter hoher Strafandrohung verbietet, als auch die Weitergabe von Informationen zur Herstellung dieser! Der jaucherührende Hobbygärtner als Schwerverbrecher? Das ist einer der vielen unbemerkten grausigen Auswüchse des Agrarlobbyismus, der jegliche Reste von Ernährungssouveränität in der Bevölkerung auszumerzen sucht. Wehret den Anfängen!

Nicht nur als Pflanzennahrung und zur Schädlings- und Krankheitsabwehr in Form von Jauche oder Brühe eignet sich die Brennnessel hervorragend! Auch für den Menschen sind sowohl ihre breitgefächerte Heilwirkung, als auch der Nährstoffgehalt enorm, gut zubereitet schmecken ihre Blätter auch richtig lecker. Weiterhin glänzt Frau Königin auch beinahe durch den ganzen Jahreslauf mit Anwesenheit…

Zum offiziellen Beginn des Kurstages zeigte Frau Gieringer nun die einfache Herstellung von Brennnessel-Haarwasser aus einem Alkoholauszug, welches das Haar kräftigt und das Wachstum anregt. Hierzu benötigt man zumindest angetrocknete Brennnesselblätter, sie sollten also keinen zu hohen Wassergehalt mehr aufweisen und sehr hochprozentigen Alkohol, ein dunkles Aufbewahrungsglas und etwas Zeit. Die Blätter der Brennnessel werden in den Alkohol gelegt, das Glas anschließend ca. zwei Wochen warm in der Sonne auf dem Fensterbrett stehen gelassen. Der entstandene Brennnesselauszug wird danach durch ein Baumwoll- oder Leintuch abgeseiht und ist nun mindestens 4-6 Wochen haltbar. Diese „Urtinkur“ muss jetzt zum jeweiligen Gebrauch noch mit Wasser auf einen Alkoholgehalt von ca. 5% verdünnt werden. Hier wurde ein 70%iger Alkohol verwand, für eine Portion unter Verwendung von 10 ml „Urtinktur“ müsste man in diesem Fall also ungefähr 130 ml Wasser hinzufügen, um eine gebrauchsfertige 5%ige Haarwassermischung zu erhalten. Diese fertige Haarwassermischung ist nur ca. ein bis zwei Wochen haltbar und reicht für mehrere Anwendungen. Sie wird als Pflegespülung nach dem Waschen auf die Kopfhaut und ins feuchte Haar einmassiert, ein Ausspülen ist nicht notwendig.

Häufig wird auch ein, mit einem Auszug in Apfelessig etwas günstiger herzustellendes Brennnesselhaarwasser empfohlen, da Apfelessig an sich schon wie eine Haarspülung und gegen Kopfhautjucken wirkt. Übrigens soll das Essen von Brennnesselsamen auch gegen Haarausfall wirken.

Als nächstes wurde die Herstellung eines Haaröls aus Birke, Brennnessel und Rosmarin erläutert. Hierbei werden die entsprechenden Kräuter anstatt in Alkohol einfach in das bevorzugte Öl eingelegt. Hier wurde Olivenöl benutzt, da es recht gut einzieht und sich auch angenehm auf der Haut verteilen lässt. Dieses Gemisch wird wiederum zwei Wochen warm stehen gelassen und danach abgeseiht. Haaröl ist besonders bei trockener oder juckender Kopfhaut und Schuppen zu empfehlen. Brennnessel und Rosmarin regen die Durchblutung der Kopfhaut an und ihr wird gleichzeitig Feuchtigkeit zugeführt. Birkenwasser ist landläufig als Haarpflegemittel, auch gegen Haarausfall bekannt. Das Haaröl wird nach der gewünschten Einwirkdauer ausgewaschen.

Nach dieser praktischen Anleitung begann Dr. Markus Strauß mit dem theoretischen Teil. Bis auf die Buche, deren Laub nur eine sehr kurze Sammelzeit von ca. zwei Wochen erlaubt, bevor es eher zur pflanzlichen Notnahrung zu zählen ist, wurden die an diesem Tag behandelten Pflanzen auch schon am ersten Seminartag angesprochen. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen sieht es das Konzept der Seminarreihe vor, die jeweils erläuterten Pflanzen im Jahreslauf immer wieder zu betrachten, um die Veränderung der Pflanzen wahrnehmen zu können. So sind die Wildpflanzen jederzeit sicher zu bestimmen und langfristig einzuprägen. Außerdem werden jahreszeitenabhängig die verschiedenen Teile der gleichen Pflanze interessant. Meist zunächst die Triebe und Blätter, danach die Früchte oder Samen, später die Wurzeln.

Im Anschluss sammelten die Teilnehmer in Kleingruppen die Zutaten für das abschließende Wildkräutermenü. Es schmeckte allen sehr gut, obwohl so mancher Teilnehmer den reinen Wildkräutersalat noch als etwas bitter empfand. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Gewöhnungseffekt hier jedoch sehr schnell eintritt. Mir persönlich schmeckte der Salat am besten. Auch die Brennnesselsuppe, die ich sonst nur klein püriert kannte, war etwas großblättriger sehr schmackhaft.

Das genaue Rezept für die bereitete Brennnesselsuppe und weitere Informationen zur Königin der Wildkräuter sind hier nachzulesen.

Guten Appetit und viel Spass in der Natur!