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Mrz 05

Don´t Panic!

Dieser Artikel wurde für cashkurs.com erstellt.

Es ist die Zeit gekommen, tief  in sich hinein zu horchen! Denn nur wir selbst können uns die Antworten geben, die fälschlicherweise oft im Außen gesucht werden. Trotzdem vielen diese Erkenntnis in der Theorie geläufig ist, mangelt es, häufig aufgrund fehlender Achtsamkeit, an der Umsetzung. Die Gefahr, im Kriseninformationsdschungel unterzugehen, ist aktuell sehr groß, die umfassende Endzeitstimmung schlägt zudem fast unweigerlich aufs Gemüt. Auch, dass Angst kein guter Ratgeber ist, ist den meisten durchaus bewusst. Aber, angesichts der täglichen Nachrichtenlage ist es gar nicht so leicht, sich persönlicher Zukunftsängste zu erwehren.

Vor ungefähr drei Wochen erschien in der Welt ein Artikel[1], in dem fünf Dinge aufgelistet wurden, die Sterbende am meisten bedauern. Hierüber hat Bronnie Ware ein Buch geschrieben, nachdem sie acht Jahre lang als häusliche Palliativpflegerin gearbeitet hatte (heute ist sie wieder Sängerin und Songschreiberin, sowie Mutter und vieles mehr). Von wem könnte man mehr Einsichten für das eigene Leben erhalten, als von anderen Menschen, die gerade auf ihre gesamten Lebenserfahrungen, zu diesem Zeitpunkt ehrlicher denn je zuvor, zurückblicken? Ich denke, es lohnt sich genau hinzuhören. Denn wir Menschen haben alle miteinander eigentlich doch sehr ähnliche Ziele und Wünsche, schlagen nur die unterschiedlichsten Wege ein, diese zu erreichen bzw. verlieren unsere eigentlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte oft für lange Zeit aus den Augen.

Obwohl, oder gar weil das Bewusstsein über unsere eigene Sterblichkeit letztendlich den Antrieb all unseres Handels und Daseins darstellt, ist das Sinnieren über den eigenen Tod der Mehrzahl von uns nicht gerade angenehm. Hoffentlich sind Sie aus diesem Grund hier nicht bereits ausgestiegen;-). Schließlich tendiert der gemeine Mensch zum ständigen Vergleich, so dass der Gedanke ans eigene, unabdingbar künftig eintretende, Ableben doch sehr nahe liegt. Ich denke, diese mentale Abneigung liegt nicht nur an der Angst vor dem Sterbeprozess an sich, der wunschgemäß möglichst kurz und schmerzlos von statten gehen soll und an der Vorstellung, zumindest materiell, einfach nicht mehr da zu sein, mit allen Folgen für die Zurückgebliebenen.

1. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben“

Der Artikel bestätigte mich hingegen in der Meinung, dass es hauptsächlich die meist unterbewusste Angst davor ist, auf sein Leben zurückzublicken und dabei Reue über die eigenen Entscheidungen und Handlungen, aber vor allem über Nicht-Getanes zu empfinden. Angst vor der späten Selbsterkenntnis, nie das getan zu haben, was man selbst wirklich wollte. Laut Bronnie Ware bedauern dies fast alle Menschen. Sie bedauern, ständig so gehandelt zu haben, wie andere es von ihnen erwarteten.

Die Konsumorientierung und das ausschließlich materialistische Weltbild sind in der Gesellschaft inzwischen so stark verwurzelt, dass Menschen sich heute tatsächlich die benötigte soziale Anerkennung allein über ihren vermeintlichen Wohlstand, zumindest oberflächlich, generieren können. Neben dem Genuss der materiellen Vorzüge liegt das Hauptaugenmerk der Protagonisten dabei im Außen, bei den Gedanken der anderen. Natürlich gehört gesellschaftliche Anerkennung zu einem Grundbedürfnis des Menschen als sozialem Wesen, daher auch die große Angst, diese nicht zu bekommen. Was jedoch zu allgemeiner Anerkennung führt, entscheidet wiederum die Gesellschaft. Ob allerdings eine Gesellschaft, deren Mitglieder anscheinend überwiegend selbst nicht wissen, was sie wollen und es daher auch nur selten tun, überhaupt entscheidungsfähig ist, sei dahingestellt. Es ist aber jedenfalls niemandem vorzuwerfen, den vermeintlich steilen Karriereweg eingeschlagen zu haben, meist sind es diejenigen selbst, die sich später Vorwürfe machen. Unweigerlich muss ich an den bekannten Ausspruch von Alexander von Humboldt denken: „Wohlstand ist, wenn man mit Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um damit Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.“

2. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“

sagte beinahe jeder Mann, den Bronnie Ware pflegte. Dies passt sehr gut zu dem oben Beschriebenen. Das eigentliche Ziel, für das so hart gearbeitet wird, verschwindet aus dem Blickfeld. Ist der Beruf heute doch meist nicht mehr Berufung, ist damit auch der Weg nicht mehr das Ziel und die tägliche Arbeit eher lästig. Es wird auf anderes, fernab des täglichen Business, hingearbeitet, ausgiebig und zeitintensiv – aus Angst nicht genug Geld für die anvisierten Zwecke zu besitzen. Nachdem vielen Menschen jedoch inzwischen aufgefallen ist, dass materieller Wohlstand allein nicht glücklich macht, ist das neue Ziel nicht selten (mehr) Zeit. Zeit für die Familie, Zeit für längst vernachlässigte Hobbys und Freunde, sich selbst oder einen längeren Urlaub. An sich keine schlechte Idee. Jedoch wird dann häufig noch mehr Zeit auf der Arbeit verbracht, um diese Zeit zu generieren!? Später! Denn Zeit ist Geld, Sie verstehen? Dieses Vorgehen erscheint mir persönlich paradox. Es widerspricht ebenso der Weisheit, dass nur das „Leben im jetzt“ den Schlüssel zu Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit und damit zum angstbefreiten Leben bieten kann[2].

3. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken“

Nicht den Mut zu etwas zu haben, bedeutet gleichfalls die Angst hiervor. Wie soll Mensch sich auch ausdrücken, wenn er ständig Dinge tut, die er eigentlich nicht möchte und welche Gefühle sind meist unterdrückt? Den Frust urschreiähnlich herausbrüllen, könnte vielleicht helfen, auch Sport treiben oder irgendeinen anderen sogenannten Ausgleich finden. Das ist ein Ansatz, aber oft reicht das nicht, da der Ursprung der emotionalen Belastung damit ja nicht entfällt. Dass unterdrückte negative Emotionen krank machen können, ist längst vielfach erwiesen. Deshalb pflichte ich der Autorin in der Vermutung bei, dass auch viele Krankheiten der Patienten hier ihren Ursprung gehabt haben könnten. Die Krankheitsbilder können sehr weit reichen, von der ganzen Palette somatischer bis hin zu psychischen Erkrankungen wie  Depressionen und Angstzuständen, die ja bekanntlich ein eigenes Behandlungsfeld bilden! Bereits bestehende individuelle Schwachstellen bieten hier letztendlich den jeweiligen Angriffspunkt zur Selbstzerstörung.

4. „Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten“

Auch das Vermissen von Zwischenmenschlichkeit und tiefergehender Nähe zu Freunden geht mit dem bisher Genannten einher. Es bleibt hierfür zu wenig Zeit, bzw. diese wird sich aus genannten Gründen nicht genommen. Hierdurch findet eine Entfremdung statt, so dass auch beim Austausch unter Freunden die wahren Gefühle zunehmend unterdrückt werden. Dadurch kann ein Kreislauf entstehen, der zu weiterer Entfremdung führt. Genauso im Versuch, mit wiederum zeitaufwändiger Ersatzbefriedigung, die so nicht ausreichend erfüllten inneren sozialen Bedürfnisse, im materialistischen Außen zu kompensieren.

5. „Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein“

Diese Aussage schließt alle vorherigen Punkte mit ein. Ich übersetzte sie hier im Kontext mit den Worten: Ich wünschte, ich hätte nicht in ständiger Angst gelebt. Dann hätte ich vielleicht getan, was ich schon immer wollte oder mir mehr Zeit hierfür genommen. Das eine bedingt das andere, denn erst wenn keine unnötige Angst mehr vorhanden ist, entsteht genau genommen die Freiheit und damit die Möglichkeit, festzustellen, was man selbst wirklich will. Auch, was speziell Glück für einen ganz persönlich bedeutet.

Jedenfalls das allergrößte Unglück und der Grund für heftige Selbstvorwürfe sei, laut Ware, meistens die anscheinend späte Selbsterkenntnis, die Freiheit jederzeit im Leben wählen zu können, verkannt und in alten Mustern und Gewohnheiten verharrt zu haben. Bennie Ware veränderte daraufhin ihr eigenes Leben. Sie hatte quasi das Glück, und hierzu zunächst den Willen, in ihrem Leben diese – sicher nicht leichte Erfahrung – zu machen und daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Fast gezwungenermaßen muss man sich entweder freiwillig aus der eigenen Komfortzone bewegen oder zwangsweise bewegt werden, um etwas an seinem Verhalten zu verändern. Denn nur Menschen, die sich entweder selbst Prüfungen stellen oder ihnen gestellte annehmen, können hieran auch wachsen. Krisen bieten auch im wahren Leben, nicht nur an den Finanzmärkten, immer genauso eine Chance – auch wenn das auf den ersten Blick manchmal schwer wahrzunehmen scheint.

Mir kam der Gedanke, dass die verankerte Angst vor dem eigenen Ableben umgekehrt vielleicht sogar Ausdruck und Beweis dafür ist, dass wir tief in uns längst das Wissen um unsere Wahlfreiheit tragen, uns eher unseren Wünschen entsprechend verhalten zu können, dieses nur stets verdrängen. Wir sozusagen schon heute genau erahnen, welche anscheinend späte Erkenntnis uns persönlich wahrscheinlich am Sterbebett ereilt. Handelt es sich demnach bei der bestehenden Angst vor dem Tod eigentlich um die so aus sich selbst geborene Angst vor der Konfrontation mit der fehlenden Selbstcourage?

Wie es sich nun im Einzelnen wirklich darstellt, ist im Grunde nicht wichtig. Es handelt sich jedenfalls, ob rückblickend oder vorausschauend um die Angst, entweder vor der Erkenntnis oder der Konfrontation mit der fehlenden eigenen Selbstcourage, die uns ein zu großen Teilen fremdbestimmtes und somit teilweise gar unerfülltes Leben beschert. Wichtig ist es, zu erkennen und sich einzugestehen, dass Angst in unser aller Leben eine (zu) große Rolle einnimmt und die Ursache und Triebfeder aller erdenklichen Ereignisse ist. Das ist der erste Schritt, um ihr entgegenzutreten und Courage zu zeigen.

Wiederum den Ursprung der Angst zu finden und zu verstehen, warum wir ihr unterliegen, ist natürlich hilfreich. Wird früh eine bestimmte Angst empfunden, besteht die Möglichkeit, eine Angstspirale in Gang zu setzen. Das Gehirn verfällt in eine Art Schockstarre, wenn die entsprechende Region im Stammhirn aktiviert wird und man ist kaum noch in der Lage sinnvoll nachzudenken, Handlungen geschehen dann eher reflexartig. Das liegt daran, dass die Nervenverbindungen der für die Emotionen zuständigen Gehirnregionen, weitaus mehr Informationen zur Verstandesregion leiten können, als umgekehrt. In Anbetracht dessen und dem beinahe banalen Wissen, dass Gier und Angst an der Börse die eigentlich treibenden Kräfte sind, war die, nun langsam auch offiziell bröckelnde, Aufrechterhaltung des Bildes vom sogenannten homo oeconomicus eine echte Farce. Angst ist praktisch als Überlebenshilfe, falls der berühmte Säbelzahntiger angreifen möchte und der Fluchtreflex dank ihr schnell greift. Ansonsten ist sie unangenehm, ungesund und hinderlich, insgesamt eine unserer größten Feinde.

Ja, jede Veränderung beginnt im Kopf, positiv wie negativ. Wir sollten uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens die freie Wahl haben. Vielleicht dankbar dafür sein, die Augen weit geöffnet zu haben und dies nicht ins Gegenteil verkehren. Kein anderer zwingt uns dazu, ängstlich zu sein! Deshalb ist es nach all dem Verständnis und der Erkenntnis noch viel wichtiger, aktiv daran zu arbeiten, diese lästige Angst loszuwerden, das wieder ins Gedächtnis gerufene umzusetzen! Und endlich damit zu beginnen, der sprichwörtliche Schmied des eigenen Glücks und nicht des Unglücks zu sein. Die jeweilige Vorgehensweise ist hier genauso individuell, wie auch unsere persönliche Vorstellung vom Glück. Doch gemeinsam haben wir, dass jeder in der Lage ist, sein Leben schlagartig zu verändern! Auch jetzt sofort, auf der Stelle. Wir müssen es nur tun!

Ihre

Julia Jentsch

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